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Die Bosch D-Jetronic war 1967 die erste Großserien elektronische Einspritzung der Welt. - Bosch's D-Jetronic was the first mass-production electronic fuel injection.

Fehlersuche am VW 412LE

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2 Jahre 10 Monate her #16303 von MM412
Fehlersuche am VW 412LE wurde erstellt von MM412
Hallo in die Runde,

nach meiner Vorstellung möchte einmal über den aktuellen Stand meiner Fehlersuche am 73er VW 412LE automatic Variant eines Freundes berichten.

Startbedingung: Der Motor, der einmal geschmeidig und kräftig selbst mit Anhänger lief, läuft wie ein Bund Wurzeln. Der Kaltstartunwillen ist schlimm, der Leerlauf in der Warmlaufphase viel zu hoch und der "Leerlaufregler", den nur der automatic hat, ist dauernd im Eingriff, der Motor sägt.
Das Fahren damit macht keine Freude mehr, so richtig will niemand dran. Das hat der Wagen nicht verdient.

Zwei alte VW Mechaniker haben bereits gesucht, z.T. auch Undichtigkeiten gefunden und Komponenten getauscht. So ist ein Steuergerät ohne Poti montiert, das ist auf jeden Fall zu alt.

Check der Motornummer - passt vom Nummernblock zum Baujahr, kein AT Motor.

Erste Prüfung - Unterdruckleitung zur "Automaticdose" am Getriebe - der Schlauch, ein echter fester Unterdruckschlauch, zerbricht beim ersten Anfassen.
Zum Austausch möchte ich damit auf die Hebebühne, die ist aber gerade besetzt, so verschiebe ich den Test dieser Unterdruckmembran und verschliesse den Abgang am Ansaugluftverteiler.
Das bringt kaum Veränderung. Der Schlauch ist dennoch der erste Fehler.

Zweite Prüfung - Unterdruckdose am Verteiler. Mit Vakuumtester geprüft - völlig undicht.
Schlauch verschlossen, bringt kaum Unterschied.
Ende der 80er hatte ich so ein Auto im Alltag, der lief gut. Auf einen Tip hatte ich die Dose geprüft und ersetzt, denn sie war defekt. Danach lief er noch besser und sparsamer. Im Leerlauf dürfte der Einfluss aber nicht entscheidend sein, deshalb habe ich es jetzt erst einmal so gelassen, diese Dose wird später ersetzt, sie ist der zweite Fehler.


Dritte Prüfung - Benzindruckprüfung.
Aus Doofheit schliesse ich das Instrument nicht am Messpunkt rechts an, sondern hinter dem Kaltstartventil. Der Druck steht stabil bei 2 bar. Er sackt aber sofort auf 0 ab, wenn die Pumpe nicht läuft. Nach Volkers Kompendium ist das defekte Rückschlagventil keine Besonderheit. Ein neues Pierburg Ventil liegt schon bereit, ist aber noch nicht montiert, denn im Leerlauf sollte das
keinen Einfluss haben. Druckabfall ist also der dritte Fehler.

Nach Leitfaden (und meiner Erinnerung) ist das Kaltstartventil nur bei wirklich kalten Temperaturen aktiv, momentan sind über 12 Grad in der Werkstatt. Das Kaltstartventil wird erst einmal
elektrisch und hydraulisch stillgelegt. Erneute Druckmessung zeigt danach eher 2.1 bar an. Das Kaltstartventil könnte also undicht sein, Prüfung aber erst einmal verschoben, im Lerlauf brauche ich es nicht. Evtl. vierter Fehler.

Vierte Prüfung - Temperatursensoren. Beide Widerstandswerte liegen im für die herrschende Temperatur plausiblen Bereich. Es ist also auch noch etwas heil.

Fünfte Prüfung - Unterdruckdose des "Leerlaufreglers". Sie hält den Unterdruck perfekt, die Stange bewegt sich. Prima, noch etwas heil. Dennoch erst einmal stillgelegt. Was nicht mitspielt, stört auch keinen Leerlauf. Der Handschalter hat das Teil ja auch nicht.

Sechste Prüfung - Druckfühler. Durch den Fühler kann man atmen. Die Handpumpe kann keinerlei Vakuum aufbauen.
Im Bestand des Besitzers finden sich noch drei angeblich dichte Druckfühler. Einer ist ebenfalls undicht, einer hält den Unterdruck perfekt, einer hat sehr langsamen Unterdruckabfall.
Das ist aber der zum Baujahr passende. Die Widerstandsmessung ergibt primär bei allen dreien fast identische Werte, allerdings alle über 90 Ohm, eher fast 140 Ohm. Da das aber alle drei Dosen, egal ob dicht oder nicht machen, die Sekundärwicklungen alle bei 346 Ohm liegen gehe ich davon aus, dass hier kein Fehler vorliegt. Isolationsmessung i.o.

Leider ist die Veränderung des Motorlaufs im Leerlauf mit heiler Druckdose nach einer Anwärmphase immer noch ungenügend.
Die Handpumpe statt des Ansaugluftverteilers als Quelle für den steuernden Unterdruck bringt sofort einen ruhigem Leerlauf. In Grenzen kann man die Drehzahl daurch beeinflussen.
Da die Drosselklappe ja dadurch nicht mehr Luft gibt kann ich ja eigentlich so nur anfetten?? Immerhin, der Motor kann ruhig laufen.
Danach muss er noch irgendwo Falschluft ziehen. Nur wo??

Siebente Prüfung - Zusatzluftventil. Ausgebaut, am Ladegerät wird es langsam warm und ist nach ein paar Minuten geschlossen. Noch eine intakte Komponente.
Allerdings scheint der kleine Formteil-Schlauch zwischen Ansaugluftverteiler und Zusatzluftventil mechanisch auf Druck zu reagieren. Zusätzlich reagiert die Drehzahl auf Bremsenreiniger
auf der rechten Motorseite. Eine genaue Untersuchung ergibt, dass dieser kleine Verteiler (er enthält den Abzweig zum Leerlaufsteller) unten gerissen ist. Den Anschluss am Lufterteiler verschlossen, die Druckdose wieder angeschlossen, der Motor will leben.

Momentan warte ich auf das bestellte Neuteil.

Der Plan ist jetzt, danach die abgeklemmten Komponenten Schritt für Schritt wieder hinzuzufügen, alte Schläusche zu ersetzen, die defekte Verteilerdose zu ersetzen, die Zündung neu einzustellen, das externe Rückschlagventil zu montieren, den Leerlaufsteller zu justieren.
Erst danach möchte ich wieder ein Baujahrgerechtes Steuergerät einsetzen. Immer nur ein Schritt zur Zeit, auch wenn das erst einmal sehr viel Zeit verbraucht.
Auf die Dichtigkeitsprüfung der Modulatordose für das Getriebe bin ich gespannt, dafür Ersatz zu beschaffen war schon Anfang der 90er nicht einfach. Andererseits hat der Wagen kein Öl aus dem Getriebe angesaugt, das ist ein gutes Zeichen.
Das Kaltstartventil möchte ich auf Dichtigkeit testen, die 0,1 bar Druckdifferenz machen mich nervös.
Auch die vier gelben Ventile würde ich gerne testen, aber nur, wenn ich neue Dichtungen zur Verfügung habe. Wo kann ich die bekommen???  Mitte der Nuller Jahre habe sie ich mal für meinen damaligen 1,7er 914 bei Porsche gekauft, aber das ist ja nun schon etwas her.
Bisher habe ich die Sensoren nur im Motorraum getestet, nicht am Steuergerät. Auch das steht noch aus.

Was sich jetzt so einfach liest, hat aber durchaus etwas an Zeit gekostet, zwischendurch gab es auch gerne mal ratlose Augen.
Der VW Leitfaden, das Haynes Manual, das amerikanische Booklet mit einem D-Jet Kapitel haben wertvolle Hinweise gegeben.
Auf die völlig logische Idee, auch den Druckfühler auf Dichtigkeit zu prüfen, bin ich aber erst durch Euer Kompendium gekommen. Dafür herzlichen Dank.

Noch ist es ein gutes Stück Weg zum Ziel. Mal schauen, was für Fallen dabei noch auftauchen.

Ich weiss, ich neige zu längeren Geschichten und Beschreibungen und hoffe, Euch damit nicht zu doll zu nerven.

Für weitere Hinweise oder Kommentare oder Prüfschritte bin ich dankbar.

Beste Grüße
Michael



 

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2 Jahre 10 Monate her - 2 Jahre 10 Monate her #16304 von Marc_Voss
Marc_Voss antwortete auf Fehlersuche am VW 412LE
Hallo Michael,

Die Dichtungen und einiges anderes für den Typ 4 gibt es bei Wagenteile(.de).
Teilenummern 311 133 263 und ...261A für die Einspritzventile.
Große Dichtung
Kleine Dichtung
Beim 412 sollte bereits ab Werk ein weiteres Problem gelöst sein, aber auch schauen, daß die Zündkabel genug Abstand von Geberleitungen zur Jetronic haben (eigene Erfahrung, Leitung 3.Zyl. vs. Druckfühlerleitung)

Habt ihr denn auch Kompression gemessen und dabei einen Blick auf die Kerzen geworfen? Müssen solche mit langem Gewinde sein.
Das Steuergerät ohne CO- Schraube ist zwar älter, sollte aber nicht solche grundlegenden Einflüsse haben. Die Vielzahl an Teilenummern, die VW da produziert hat, hat schon in den 70er zu Unmut in den Werkstätten geführt. Auch weil keinerlei Details bekannt sind.
Was heutzutage für den einsamen Schrauber nur bleibt ist, ein Test jeder Komponente bspw. in einem anderen Fahrzeug, oder vorausschauend zu Zeiten, wenn das Auto noch läuft. Aus meiner jüngsten Erfahrung ist der Zündzeitpunkt elementar wichtig, ausgeregelt bei 2500..3000 Umdrehungen am roten Strich. Bei Leerlauf sollte der sicher einen einstelligen Wert haben, habe bei mir festgestellt, daß aber der obere Wert für das Fahrverhalten wichtiger ist.
Zum Schluß noch - die Kühlluftklappen gehen leicht, und der Thermostat arbeitet? Gerne werden die Klappen auch in der Offenstellung festgelegt und dann wird der Motor nicht richtig warm. Der möchte es mit 85..90 Grad nämlich deutlich wärmer als z.B. der Käfer (65..70).
Darf ich fragen, wo das Auto steht?

Gruß aus dem Süden.
Marc
Letzte Änderung: 2 Jahre 10 Monate her von Marc_Voss.

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2 Jahre 10 Monate her #16306 von MM412
MM412 antwortete auf Fehlersuche am VW 412LE
Danke für den Tip, Marc, die Bestellung bei Wagenteile ist jetzt angestoßen.
Ventile und Kompression haben die Mechaniker bereits getestet, das war ok und das glaube ich auch.

Die Zündung werde ich einstellen, wenn die U-Dose am Verteiler getauscht ist.
Luftklappen testen kommt auch auf die To Do - Liste..
Ich lebe in Braunschweig, das Auto ist auch in der näheren Umgebung.

Beste Grüße
Michael

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2 Jahre 10 Monate her #16307 von Marc_Voss
Marc_Voss antwortete auf Fehlersuche am VW 412LE
Hallo Michael,

Schade, ist leider ein bisserl weit.
Bzgl. Zündzeitpunkt - der rote Strich (27 Grad) gilt bei abgezogenen Unterdruckschläuchen, wäre also aktuell schon machbar.

Grüße,
Marc

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2 Jahre 10 Monate her #16308 von Michi68
Michi68 antwortete auf Fehlersuche am VW 412LE
Hallo Michael,
die Dichtungen für die EV´s und so manches andere habe ich bei VW Classic Parts bekommen. Hab gerade nach geschaut. Die haben sie noch. € 2,39 das Stück. Die Teilenummer die Marc angibt kann ich bestätigen, und sind dort die gleichen.
Gruß
Michi

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2 Jahre 10 Monate her #16334 von MM412
MM412 antwortete auf Fehlersuche am VW 412LE
Hallo Michi,
die Dichtungen sind Freitag angekommen. Sie kamen zwar über Wagenteile, kamen aber auch in einer Classic Part Tüte. Gut zu wissen, dass ich da jetzt auf frisches Material zurückgreifen kann.
Der nächste Aktionstag am Fahrzeug kann kommen.
Grüße
Michael

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