Der Frosch ist ein Mercedes-Benz W111 280 SE Hochkühler Cabrio aus dem Jahre 1968, das ich an meinem Geburtstag 2009 in eBay USA ersteigert hatte. Moosgrün Metallic, grünes Leder und im Original ein grünes Verdeck animierten meine Frau, ihn den Frosch zu taufen, auch wenn er heute ein beiges Verdeck hat.
In 2009 waren wir mit zwei weiteren Oldtimern in der Bretagne, ich mit einem damaligen 500 SL R107 und dabei war auch eine Strich8 250er Limousine und eben ein W111 Cabrio in moosgrün. Nein, das war nicht das, was ich erworben habe. Aber es hat mich animiert, an meinem Geburtstag während des Urlaubs auf eine W111 Cabrio Auktion in eBay USA zu bieten. Und ich habe sie auch gewonnen!
Der Frosch lief am 2. Dezember 1968 in Stuttgart mit USA Ausführung vom Band und wurde dann nach Amerika verschifft.Technische Daten sind:
Hersteller | Mercdes-Benz Stuttgart |
Modell | W111 280 SE Cabriolet Hochkühler |
Fahrgestellnummer | WDB1110251201877 |
Gebaut | 7. Dezember 1968 |
Erstzulassung | 12. Februar 1969 in New Jersey, USA |
Produktionszeitraum | 1968-02 bis 1971-05 ab 1969-09 Flachkühler mit breitem Mitteltunnel |
Stückzahl | 1'390 280SE (7'013 W111/W112 Cabriolets insgesamt) |
Länge | 4,88 m |
Breite | 1,845 m |
Höhe | 1,435 m |
Leergewciht | 1590 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht | 2060 kg |
Motor | M130.980 6-Zylinder Reihenmotor |
Hubraum aus Bohrung x Hub | 2'778 cm³ aus 86,5 x 78,8 mm |
Leistung | 160 PS (118 kW) bei 5500/min |
Meximales Drehmoment | 240 Nm (245 mkg) bei 4250/min |
Einspritzung | Saugrohreinspritzung mit zwangsgesteuerter mechanischer 6-Stempel Einspritzpumpe in USA Ausführung mit Schubabschaltung |
Zündung | Spulenzündung mit Unterbrecherkontakt ohne Transistorschaltgerät |
Räder | Reifen 185(/80) HR 14 auf Stahlfelgen 6Jx14 mit Chromradkappen in Wagenfarbe lackiert |
Getriebe | 4-Gang Automatikgetriebe Typ K4A 025 mit hydraulsicher Kupplung und Lenkradschaltung |
Sitzpläze | 6 (nicht 5!) mit langen Armlehnen und Polster zwischen den Vordersitzen |
Beschleunigung | von 0 auf 100 km/h in 11,2 s |
Hinterachsübersetzung | 1 : 4,08, wird auf 1:3,69 jetzt umgerüstet |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h |
Benzinverbrauch | 12,3 l auf 100 km nach DIN 70030 bei 3/4 der Höchstgeschwindigkeit plus 10% |
Die Ausstattung war
Code | Bedeutung |
---|---|
834 | Lackierung moosgrün metallic |
244 | Leder grün |
40/1 | Einzelsitze vorne |
46/1 | Instrumente englisch und Meilentacho |
49/1 | USA Ausführung |
50/3 | Außenspiegel links |
52/4 | Lackkonservierung (Wachs) |
53/3 | Nahentstörung ohne Radio |
54/0 | Polster zwischen Fahrersitzen |
58/7 | klappbare Armlehnen lang an Fahrersitzen |
59/5 | wärmedammendes Glas Windschutzscheibe und Seitenscheiben |
64/1 | Weißwandreifen Phönix |
66/9 | Kraftstoff 10l und Verpackungsart VE I |
236 | elektrische Fenserheber |
747 | Verdeck dunkelgrün 6004 |
Nachgerüstet in USA | Klimanalage Kühlmeister |
Später umgerüstet | Verdeck beige |
Es ist damit ein sogenannter Hochkühler - für mich die schönere Variante - und mit dem Sitzpolster und den langen Armlehnen ist er als 6-Sitzer zugelassen. Es ist der letzte weitgehend in Hand gefertigte Mercedes-Benz und nimmt 1961 eigentlich schon die Karosserieform des MB W108 voraus. Der Frosch wurde im Frühjahr 1969 in New Jersey zugelassen. Danach kaufte ihn jemand in Cranford, NJ bis ihn 1980 beim Meilenstand von 67`000 mls ein Unternehmer aus NJ, John Carton kaufte. Er sollte ihn 29 Jahre lang fahren ! 1991 ließ John den Frosch bei einem bekannten Restaurationsbetrieb Walter's Precision Auto Works Robert Platz in Camden, NJ überholen. Robert oder Bob Platz taucht auch heute noch in einigen Fahrzeugverkaufslisten auf, wenn dort auf hervorragende Restaurationen verwiesen wird. Dabei wurde laut John das Auto neu lackiert (nicht mit Thermolack) und alles Fällige bis auf die Stoßstangen wurde erneuert. Es muss länger gedauert haben und war mit 77'000 USD wohl sehr teuer. Die Restauratoren dieser Welt haben wohl überall das gleiche Geschäftsmodell. John hat das Auto dann wohl ungeduldig dem Restaurator entwunden. 1999 hat John den Wagen dann als Rentner mit in seine idyllisch gelegene Ferienvilla in Stuart, Florida in eine klimatisierte Garage überführt. Hier wurde er in der Church Street Garage in Stuart, FL gewartet und 2007 wurden die vorderen Sitzleder und Persenning durch Lane's Trim Shop für 2200 USD ersetzt. Diese hatten vorher schon die Rücksitzleder und die Teppiche ersetzt.
Vor dem Verkauf hatte John den Frosch schätzen lassen. Als Rentner hatte er die üblichen kleinen Dellen und Kratzer im Lack und vor allem auch in den Chromstoßstangen. Um weitere Dellen in den Stoßstangen zu vermeiden hat John die Sünde begangen und dicke Stoßstangengummis vom Volvo mit Schrauben durch die vorderen und hinteren Stoßstangen befestigt.So wurde der Wagen mit
exterior 3 and an interior 2 grade. Comments: Very good restoration, mechanical superior, interior excellent
auf 55`675 USD geschätzt. John hat dann versucht, ihn für 55`000 USD zu verkaufen, fand aber keinen Käufer. So hat er ihn ins US eBay gesetzt und ich wurde so auf den Wagen aufmerksam. Fügung des Schicksals! Ich war vom W111 Cabrio angefixt und da stand einer im eBay am Abend meines Geburtstags. Noch dazu stand der Euro zum US-Dollar bei über 1,40 . Ich musste einfach zuschlagen und hatte mir ein Limit von 55'000 USD gesetzt. Bei 51'225 USD blieb die Auktion stehen und ich hatte ihn ungesehen gekauft. Eigentlich ist das ein immenses Risiko. Also habe ich John angerufen und gesagt, dass ich vorbei komme und mir den Wagen anschaue, bevor ich das Geld überweise. John als Gentleman fand das selbstverständlich und lud mich ins seine Villa ein. Abends kam ich an und am nächsten Morgen sah ich den Frosch vom Balkon aus zum ersten Mal in natura.
Ein Bild, das ich übrigens nie vergessen habe und Jahre später hat mir die beste Ehefrau von allen dieses auch in Acryl verewigt. Nach dem Bezahlen bekam ich den Title, ließ ihn bei John abholen, in Miami, FL ausführen und per Schiff nach Rotterdam bringen. Warum Rotterdam? Damals kostete ein Import in Deutschland 19% Mehrwertsteuer und 10% Zoll, auch wenn das Auto älter als 30 Jahre war. In Rotterdam war alles mit 6% abgegolten. Von Rotterdam holte ich ihn mit einem Sprinter ab und so stand er dann endlich zu Hause in der Garage.
Dort brachte ich ihn dann in eine Oldtimer-Werkstatt in der Nähe, damit sie ihn durchsehen sollten. Sie fanden, dass die Amis falsche Bodenbleche vom Coupé statt den dickeren des Cabrios im Fußraum eingeschweißt hatten. Diese wurden ersetzt und auch eine Undichtigkeit an der Steckachse beseitigt. Alle Gummis an der Achse und die Stoßdämpfer sowie alle Benzin- und Wasserschläuche wurden oder sollten ersetzt werden. Dann wurde das Auto im Winter in die hintere Ecke gestellt. Als ich es im Frühjahr haben wollte, bekam ihn die Werkstatt nicht mehr zum Laufen. Die Zündkerzen verrußten bei jedem kurzen Lauf. Diagnose der Werkstatt: DIe Einspritzpumpe muss defekt sein. Also besorgte ich mir eine zweite und auch damit lief das Auto nicht. Irgendwann bekam die Werkstatt ihn mit neuen Zündkerzen und 12% Leerlauf-CO ans Laufen und ich machte meine erste Ausfahrt. Bei Tempo 120 km/h auf der Autobahn platzte dabei ein Heinzungsschlauch (Hallo, ich wollte doch alle Schläuche ersetzt haben !). Ich merkte das aber - glücklich wie ich auf der ersten Fahrt war - erst, als ich von der Autobahn runter fuhr und das Auto an der Ampel weiße Wolken von sich gab und ausging. Glücklicherweise hatte ich gerade eine Halle angemietet und konnte ihn dort hin schleppen. Denn der Werkstatt traute ich nicht mehr. Erst der D-Jetronic Workshop 2016 in Erlangen im Autohaus Berlacher mit Obelix als Chefschrauber hat meine Vertrauen in ausgesuchte Werkstätten wieder restauriert.
Bis 2016 habe ich aber den Motor mehrfach ausgebaut und revidieren lassen, habe mit Öldruck und dem Kabelbaum gekämpft, bin auch gefahren, war auf 2 W111 Cabriolet Treffs zur Ausfahrt und habe am Schluss beschlossen, dieses tolle Auto von Grund auf zu restaurieren. Warum das? haben mich viele gefragt. Nun es war ein typisches Rentnerauto. Rundum gab es kleine Dellen und Kratzer. Die Stoßstangen hatten - wie Ihr auf dem Bild erkennt - fetter Volvo Gummi verbaut, die USA Anbauten wie Blinker und Sidemarker sollten weg, die Antenne auf die richtige Seite. Das alles erforderte eine Neulackierung. Aber eine Lackierung kostet richtig Geld, wenn sie gut sein soll. Und eine gute Lackierung auf die originale und die alte aus der Restauration von 1990 waren für meine Ansprüche nicht gut genug.
Ich hatte mir das Ziel gesetzt, das Auto in den Zustand 1 zu bringen mit allem, was dazu gehört. So habe ich zu lange überlegt, wie ich das anstellen soll und kam nach Ausbau der Inneneinrichtung zu folgendem Entschluss:
- Ich will das Auto endlich fahren, Wenn ich weiter alleine daran schraube, dauert es noch Jahre.
- An das Auto will ich nur jemanden heran lassen, der diesen Typ sehr gut kennt und mein Vertrauen genießt.
- Es soll komplett im Bad entlackt und entrostet werden. Anschließend soll ein Fachmann die Karosserie begutachten, das Notwendige schweißen und dann sollte sie im Kathoden-Tauch-Verfahren (KTL) bis in den letzten Hohlraum beschichtet und für die Ewigkeit konserviert werden.
- Danach soll das Fahrzeug so original wie möglich und so erneurert wie möglich in 2017 wieder auf die Straße kommen. Wennmöglich zum W111 Cabrio Treff an Christi Himmelfahrt in Plön.
Deshalb habe ich mich daran gemacht, die Innenausstattung inkl. Verdeck selbst zu entfernen und den Rest von Obelix erledigen zu lassen. Ich will mich parallel um das Holz (guter Zustand, aber zu dunkel), den Chrom, den Kabelbaum, und die elektrischen Fensterheber kümmern. Und natürlich das Projekt managen. Denn neben Obelix und dem Autohaus Berlacher ist da ja noch das Entlackungszentrum Zweibrücken, deren Spediteuer, der Lackierer und bestimmt viele Überraschungen.
Was dabei so alles passiert und was ich geschraubt habe, werde ich hier nach und nach veröffentlichen. Seit Ende September 2016 steht mein Frosch bei Obelix. Am 21. November 2016 wird der Frosch tauchen. Sprich: Er kommt ins Entlackungs- und Entrostungsbad. Danach kommt die Wahrheit mit der blanken Karosse (dem Froschskelett) ans Tageslicht.