In der D-Jetronic ist doch fast alles schon entdeckt - ODER ?!

Hallo,

als Max Planck als beginnender Student einen Professor fragte, ob er Physik studieren solle, bekam er zur Antwort

"dass „in dieser Wissenschaft schon fast alles erforscht sei, und es gelte, nur noch einige unbedeutende Lücken zu schließen“"

So ähnlich geht es mir in letzter Zeit. Eigentlich ist doch in der D-Jetronic schon so ziemlich alles entdeckt. Okay ein paar seltene Druckfühler fehlen mir in meiner Referenz oder vielleicht ein einfacheres Tunen. Aber sonst? Gebisse, Zusatzluftschieber, Saugrohrdruckfühler und Steuergeräte alles im Griff und langweilig geworden. Den Naturwissenschaftler reizt es ja nur, neues Wissen zu erwerben, anwenden sollen es dann die Ingenieure.

Aber gestern wurde es interessant. Aus Langeweile machte ich mich an meinen Haufen eigener defekter Steuergeräte. die ich schon ewig hier liegen habe. Wenn man solche Arbeiten nur alle paar Monate macht, dann kostet es jedes Mal Aufwand, sich wieder hinein zu denken. Diesmal waren meine 2 defekten 450er Europa Steuergeräte dran. Das eine stammte aus einem W116 und war irgendwie klatschnass geworden. Jedenfalls musste ich erst mal die Platine und das Gehäuse kräftig schrubben, um die weißen Verkrustungen herunter zu bekommen. Dann waren wohl durch das Wasser gleich 3 Fehler drin. Wo kommt bloß bei den W116 das viele Wasser her?! Habe ich dort schon öfters, beim 107 noch nie gesehen. Dabei sind beide SG innen verbaut. Beim W116 saugt sich innen der Schaumstoff damit voll, es könnte also Kondenswasser sein, das nicht verdunsten kann.

Nachdem ich das erste repariert hatte, kam das 2. dran. Schwierig, denn es funktionierte, lieferte aber zu magere Werte. Mit dem 1. zur Referenz war bald klar, dass die beiden Pulsweitenmodulatoren zu mager eingestellt waren und das auch noch unterschiedlich. Aber es war eine originale Abstimmung und die war falsch. Oh Mann, was es alles gibt. Also habe ich lange gefummelt, bis ich beide PWM wieder richtig laufen hatte. Und siehe da, beide SG lieferten dann auch die richtigen Werte bis auf:

Abschndeiddrehzahl für Schubabschaltung EIN bei warmem Motor zu hoch

PARDAUZ, wie kommt das denn? Zur Theorie: Ein Steuergerät mit Schubabschaltung kennt eine temperaturabhängige Drehzahlgrenze für das Einschalten der Schubabschaltung und eine zweite deutlich niedrigere für das Wieder-Ausschalten (=Einschalten der Einspritzventile). Laut Bosch Referenzen sollten beide Werte mit der Kühlwassertemperatur variieren. Sie taten es aber nur bei den unteren Abschaltdrehzahlen, nicht bei den oberen Einschaltdrehzahlen. Also mit Christian telefoniert: Ja das ist richtig, bei mir tun das immer alle. Das stimmt so. Deine SG haben einen Fehler!

Zweimal den gleichen? Beide sollen per Zufall keine Temperaturabhängigkeit bei der oberen Einschaltgrenze der Schubabschaltung kennen? SEHR MERKWÜRDIG und nicht zu glauben. Man hat ja viele SG in den Schubladen und nach 4 Tests von 0 280 002 003 / 009 waren 3 mit diesem "Fehler" und eines arbeitete nach Soll. Aus meinem Schaltplan konnte ich es mir auch nicht erklären, denn es gibt da nur eine Verbindung des Wassertemperaturfühlers zur Wieder-Abschaltlogik, nicht aber zur Einschaltlogik der Schubabschaltung. Die Einschaltdrehzahl muss deshalb bei jeder Temperatur identisch sein und die 4 SG sind in Ordnung! Aber nein, da war ja noch das eine, das es richtig machte.

So viel Fehler und Zufälle gibt es nicht. Als erstes fiel mir auf, dass das eine, das richtig arbeitete von 1973 war, die anderen später gefertigt. Ein ganz neues sogar von 1986. Das hatte auch den "Fehler". Also habe ich heute dein paar SG geöffnet und mit der Lupe nachgesehen. Alles identisch. Ach neee, da ist eine Zusatzleitung - aber in einer anderen Ecke. Hmm, ignorieren, die kann es nicht sein. Am Schluss fand ich eine Platine, die im fraglichen Funktionsblock 3 Widerstände und einen Halbleiter mehr hatte. Die war bei den anderen nicht vorhanden. Also mal die Bedrahtung verfolgt und meinen Schaltplan um diese frühe Option vervollstädnigt. Und BINGO, die führten genau vom Wassertemperaturfühler in den Einschaltzweig der Schubabschaltung.

HEUREKA das Rätsel ist gelöst: Die Prüfwerte gelten so nur für frühe Steuergeräte (8-Zylinder) bis ca. 1973. Irgendwann 1974 wurde diese Funktion einfach weggelassen. Denn mal ehrlich, eigentlich ist es doch egal, ob die Schubabschaltung warm bei 1800/min oder wie kalt auch bei 2000/min einschaltet. Aber zu wissen, warum sie es bei manchen Steuergeräten tut und bei anderen nicht, das ist geil und war genau die richtige Erkenntnis für jemanden, der die Wohnung wegen Erkältung nicht verlassen konnte.

Mein Schaltplan und mein Bestückungsplan sind korrigiert. Jetzt muss es nur noch der Christian einsehen, dass er auch schon andere Steuergeräte in der Hand hielt.

Hallo Volker,
der Fehler liegt wie immer im Detail.
Diesmal war es Dein Fehler
Du hättest einfach mit Christian wetten sollen - um einen Hinkelstein, einen Zaubertrank, ein... was auch immer. Wie konntest du nur so einen Fehler machen?

Nun ja, 'Grippe ' entschuldigt schon so einiges.

Immerhin hast du mal wieder ein kleines Rätsel gelöst, das es vorher gar nicht gab.

Das führt uns zu Max Planck zurück: Erstmal Rätsel finden, die man dann lösen kann ist die wahre Wissenschaft. :RTFM: - führt uns eben nicht über das hinaus, was das manual enthält.

Was war doch das D-Jet-System für eine 'Bastelbude' für die Bosch-Entwickler.
Mal so - mal so - wie es gerade gefiel.

Ich beglückwünsche dich zu deiner 'Findung' - deren Hauptnutzen wohl darin liegt, dass sie deiner Motivation wieder neues Feuer gegeben hat.

Gruß
Norbert

Hallo Norbert hallo Volker hier spricht der ABC-Schütze der gerade mal das Einmaleins unser geliebten Einspritzung ( D-jetronic ) sich noch rumquälen muss dann so spannende Beiträge von Volker bekomme und ich wieder Schweißperlen auf der Stirn bekomme und denke hoffentlich ist sowas nicht auch bei mir kaputt auch wenn ich es nicht ganz verstanden habe aber es ist immer wieder schön wie bei unseren Workshops und zusammentreffen immer mehr dazu zu lernen darf und kann schönen Gruß Klaus