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(Aprilscherz 2019) PRAXISTIPP: Selbst das Steuergerät regenerieren
- nordfisch
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einige von uns haben das Problem schon schmerzlich erfahren müssen:
Nach mehr als 40 Jahren wird das einst zuverlässige System ‚D-Jetronic‘ durch Komponentenalterung anfällig, die Ausfallwahrscheinlichkeit steigt – reziprok sinkt unser Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Technik.

Ein flaues Gefühl in der Magengegend verleidet uns die Freude an längeren Touren.

Nachweislich steigt die Zahl der ADAC-Plus-Mitglieder unter den D-Jetronic-Fahrern...

Weit stärker als früher – damals waren meist elektromechanische Komponenten wie z.B. Impulsgeber, Einspritzventile oder Saugrohrdruckfühler defekt – müssen wir heute zunehmend bei elektronischen Komponenten Teil- oder Totalausfälle diagnostizieren.

Zwar gab es zur Bauzeit unserer Autos noch keine de.wikipedia.org/wiki/Geplante_Obsoleszenz - aber einer natürlichen Alterung sind auch hochwertige elektronische Bauteile unterworfen.
Nur wenige Spezialisten haben sich schon früh mit dieser Problematik befasst. Wie z.B. an einem Institut hier bei mir in der Nähe, wo Hardware geplant und gefertigt wurde und wird, die teilweise seit Jahrzehnten unter härtesten Bedingungen auf dem Mars aktiv bzw. auf dem Weg in weiter entfernte Planeten unseres Sonnensystems ist. Von einem Bekannten dort habe ich einiges gelernt, das ich nun weitergeben kann.
Das Oldtimer-Hobby macht doch viel mehr Spaß, wenn die Angst vor der nächsten Panne nicht mitfährt.



Zur Sache:
In den Steuergeräten unserer Fahrzeuge altern besonders zwei Arten von Komponenten:
1. Die Lötverbindungen. Hier gibt es mikrostrukturelle Veränderungen. bfego.de/tag/alterung-von-loetstellen/
2. Die Kondensatoren, deren Elektrolyt aushärtet (bei Elektrolytkondensatoren) oder deren Folie versprödet (Folienkondensatoren) forum2.magnetofon.de/board8-technische-g...tlich-kondensatoren/ . Beide Typen gibt es in unseren Steuergeräten.
Glücklicherweise gibt es ein Verfahren, mit dem wir diese beiden Probleme dauerhaft angehen können: Reflowing de.wikipedia.org/wiki/Reflow-L%C3%B6ten
Wir schlagen dabei sozusagen ‚zwei Fliegen mit einer Klappe‘: Regeneration sowohl der Leiterbahnen / Lötverbindungen als auch der Kondensatoren.

Achtung: Alle Tipps von mir unter Ausschluss jeglicher Haftung oder Gewährleistung. Es handelt sich um ein bisher noch nicht wissenschaftlich evaluiertes, also noch rein experimentelles Verfahren.

Wir brauchen dazu: (Erklärungen folgen)
1. eine ‚sturmfreie‘ Wohnung. (Ehefrauen stören sich an Autoteilen in Küchenherden…)

2. einen Backofen mit Temperaturbereich bis 265°C, Ober / Unterhitze, Bratenrost. Zeitschaltuhr ist empfehlenswert.
3. normale Küchen-Alufolie
4. eine Packung Bratschlauch Endlosware (die Tüten sind zu klein): findet man z.B. im besseren Super- oder Drogeriemarkt
5. einige Papier-Klemmen (siehe Bild, im Schreibwarenladen)
6. 60cm PVC-Schlauch klar, d=5mm (innen) – gibt es im Baumarkt. Bitte keine Altware, z.B. von der Scheibenwaschanlage verwenden. Wir brauchen frische Ware (Erklärung folgt).
7. Evtl. dünner, blanker Bindedraht (nicht kunststoffumhüllt…)
8. Unser Steuergerät.
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Vorbereitung:
Eventuell noch vorhandenen Kunststoffdeckel vom Steuergerät entfernen. Der große Blechdeckel wird nicht entfernt.
Die Kontaktleiste im Steuergerät sorgfältig, aber sparsam mit der dünnen Alufolie bedecken. Mit Papierklemmen für sichere Kontaktierung sorgen. Die Kontakte sollen hierdurch kurzgeschlossen werden, dadurch wird Löschung des Eeproms durch thermoelektrischen Impuls zuverlässig verhindert. Außerdem dient die Alufolie als Wärmeschutz für die Kunststoffteile.
Den PVC-Schlauch schneiden wir in 5 jeweils 12 cm lange Stücke. Diese Schlauchabschnitte rollen wir gemeinsam in Alufolie zu einer Rolle, die noch neben die Kontaktleiste in die Steuergeräte-Öffnung passt. Diese Rolle durchlöchern wir vielfach mit einer Nadel. Anschließend legen wir diesen DINA-Infuser in die Steuergeräte-Öffnung ein.
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Eeprom-Schutz und DINA-Infuser
Die außen vom Steuergerät abstehenden Teile wie Schellen, Haltebleche, Potiknopf etc. packen wir sorgsam mit Alufolie ein, damit die folgende umhüllende Alufolie nicht beschädigt wird. Anschließend packen wir das Steuergerät komplett und möglichst luftdicht in Alufolie ein, also möglichst eng und dicht wickeln. Nicht sparsam sein: Die Komponenten in unserem Steuergerät entsprechen noch nicht dem RoHS-Standard, beispielsweise wurde bleihaltiges Lot verarbeitet. Die Lötungen wurden mit Kolophonium durchgeführt, dessen Reste nicht entfernt wurden. Dies ermöglicht jetzt zwar das Reflowing ohne Zusatz weiterer Flussmittel – aber im Backofen wollen wir das genauso wenig wie die Bleidämpfe haben…
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Diese Kolophoniumreste ermöglichen das Reflowing!
Aus dem gleichen Grund packen wir das Ganze anschließend noch in den Bratschlauch ein, den wir beidseitig mit dem mitgelieferten Verschlussmaterial verschließen.
Wozu dient jetzt der PVC-Schlauch?
Nun, das ist ein alter Reflower-Trick. Wir nutzen den im Kunststoff enthaltenen, durch Erhitzen frei werdenden Weichmacher Diisononyladipat (DINA), an den wir sonst so ohne weiteres nicht ‚rankommen‘. Der kostet zwar unter 1.-€ das Kilo, aber Kleingebinde sind nicht erhältlich, ausserdem ist er in Handelsform flüssig und daher schwer verarbeitbar. Diese bei Erwärmung flüchtige Substanz regeneriert die Folienkondensatoren. Für die Elektrolytkondensatoren (Elkos) hingegen genügt schon die Wärme des Ofens, die das Elektrolyt verflüssigt, umschichtet und interne Ablagerungen auflöst, somit regeneriert.
Achtung!
Den Ofen nicht vorheizen.
Verpacktes Steuergerät möglichst genau entgegen der Einbauposition im Fahrzeug (d.h. ‚kopfüber‘ = bessere Regeneration der Elkos) in der Mitte des Ofens auf dem Rost platzieren, ggf. mit Draht fixieren.
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Ober / Unterhitze: 40 Minuten lang auf 175°C vorheizen.
Dann Temperatur auf 265°C erhöhen.
Das Aufheizen beobachten, die Temperatur für 8 Minuten halten und danach wieder auf 175°C zurückregeln.
Diese Temperatur weitere 40 Minuten halten.
Danach Backofen ausschalten und in Ruhe (Erschütterungen vermeiden!) auskühlen lassen.
So, das wars schon.
Alufolie und Bratschlauch entsorgen wir wegen der Bleirückstände bitte im Sondermüll (Schadstoffsammlung).:RTFM:
Nun steht dem doppelt frischen Start unserer spritzigen Schätzchen ins zweite Jahresquartal nichts mehr im Wege…

Bitte berichtet mal über eure Ergebnisse…
Wunder solltet ihr natürlich nicht erwarten.


Gruß
Norbert
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- Dr-DJet
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ich bin überzeugt, wenn Du das Steuergerät in eine Helium Atmosphäre setzt und den zerstörerischen Sauerstoff entfernst, kannst Du den Temperaturbereich erhöhen. Helium wird erst bei 2K flüssig, es bleibt Dir also viel mehr Spielraum. Gerüchteweise sollen sich so die Leistungsverbesserungen und Kraftstoffeinsparungen verdoppeln.

Und wenn Du dann noch das Steuergerät in die jeweils höhere Nummer umtauschst (z.B. 0280002004 in 0280002007), wird der Zugewinn so hoch, dass Du sogar in die Zeit zurück reisen kannst, in der Dein Auto gebaut wurde, um dem Monteur am Band eins hinter die Löffel zu geben für die schlampige Montage.
Viele Schraubergrüße - best regards, Dr-DJet Volker
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- Obelix
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Gruß
Christian
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- rema350SL-H
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danke für die umfangreichen, erfolgreich abgeschlossenen Experimente. Endlich mal eine Lösung unseres ständigen Problems mit den Steuergeräten, die nicht nur preiswert sondern auch zukunftsweisend ist:
Nie mehr die total überteuerten Steuergeräte-Preise bei ebay bezahlen müssen !

Ich werde dem Ministerium Forschung und Technologie empfehlen, Deine D-Jet-Forschung in die Exzellenzinitiative mit aufzunehmen - natürlich mit einem sechsstelligen Jahresetat.
Viele Grüße,
Recardo
der Deine Prozedur erst einmal für sein Ersatz-Steuergerät anwenden wird.
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- Jörg
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Noch ein Hinweis wie man ein optimales Ergebnis bei der Regenerierung erzielen kann. Nordfisch, ja woher sollte es ein Nordländer wissen, den Mondkalender beachten!
Operationen, der Gang zum Friseur, Renovierungsarbeiten wie Diäten, Fenster reinigen/einsetzen, Hühneraugen entfernen, aber auch Wunschkinder um nur wenige Beispiele zu nennen,sollten nur in Abstimmung mit dem Mondkalender erfolgen!
Nix für!
Jörg
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- Harald914
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- Dr-DJet
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- Dr-DJet repariert und sammelt alles! :-)
wieso April-Scherz ? Es gibt jemanden, der es anbietet, Steuergeräte im Winter aufzufrischen. Oder aber gegen eines höherer Nummer für 1850€ zu tauschen.

Viele Schraubergrüße - best regards, Dr-DJet Volker
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- Dr-DJet
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- Dr-DJet repariert und sammelt alles! :-)
rema350SL-H schrieb: Hallo Norbert,
Ich werde dem Ministerium Forschung und Technologie empfehlen, Deine D-Jet-Forschung in die Exzellenzinitiative mit aufzunehmen - natürlich mit einem sechsstelligen Jahresetat.
Oh ja, darf ich mich dann auch Prof-DJet nennen ?!

Viele Schraubergrüße - best regards, Dr-DJet Volker
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- nordfisch
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Volker schrieb:
Oh ja, darf ich mich dann auch Prof-DJet nennen ?!
Nein, Volker - aber ich mich Professor Dr.-Ing. E. h. Nordfisch - ähnlich wie der alte Nordhoff, siehe auch Dr. h.c. Ferdinand Porsche... keine schlechte Gesellschaft, so vom Klang her. Fehlen nur noch die anderen Vergoldungen.

So, liebe Freunde -
ich will dann hier mal Schluss machen.
Habe jetzt auch diesen 'Praxistipp' als Aprilscherz gekennzeichnet, damit kein Unglück geschieht..
Danke aber für die hilfreichen Hinweise und Tipps, die es hier von euch auch zum Thema gab. Macht dann doch wieder Spaß, sich sowas auszusinnen und auszuspinnen.

Leider kenne ich den Menschen auch als recht manipulierbares, überzeugend und mit Scheinbelegen versehenen Fake-Nachrichten gegenüber sehr aufgeschlossenes Wesen.
Und es gibt immer noch genug D-Jetronic-Falschmeldungen im Netz, denen ahnungs- und hilflose D-Jetronic-Fahrer aufsitzen.
Daher hier noch einmal: Es handelt sich um einen Aprilscherz, in Europa und Nordamerika übliche und beliebte Falschmeldung zum 1. April.
Lasst eure Steuergeräte im Auto, steckt sie nicht in den Ofen.
Gruß
Norbert
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- nordfisch
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- Der450SL
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Ich werde dieses in meine Doktorarbeit aufnehmen für Soziale Arbeit,
Stehe natürlich für therapeutische und pädagogische Hilfestellung immer gern zur Verfügung um auch ein Beitrag zur Wissenschaft zu leisten.
Euer Klaus.
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